Für Kriemhild

Der Alptraum eines halben Jahrhunderts
Wieder sehe ich die eingesunkenen Augen
Die ausgemergelten Geister
Nach Buchenwald marschierend
Tod an meiner Türschwelle
Ich beobachte sie hinter dem Vorhang
Mein verbotener Akt des Mutes
Darum kämpfend, mich zu befreien
Von der Angst, die mich lähmt

Ich höre Schritte am Gang
Kommen sie diesmal zu mir?
Ich höre meine Freunde, meine Nachbarn weinen
Ich verbleibe schweigend im Entsetzen
Das Entsetzen, das ich nun einatme
Es nährt mich, ist mir vertraut
Immer gegenwärtig

Ich muß überleben, um den Terror zu sehen
Ich werde alles dafür tun, um zu sehen, wie der Terror endet

Aber er endet nie
Wir geben ihn weiter an unsere Kinder
Und sie verachten uns
Sie sagen er wird enden, wenn wir sterben
Sie stellen die Frage

Wo warst du , was hast du getan, um es zu beenden?
Wieder verbleiben wir schweigend
Wir müssen den Eid des Schweigens lehren
Den einzigen Weg den Terror zu beenden

Aber in Wirklichkeit lebt der Terror
Die Geister sind überall




Wir dürfen niemals vergessen, sagen die Kinder!
Nein, wir werden niemals vergessen
Diejenigen von uns, die immer noch das Entsetzen einatmen
Wir werden niemals vergessen
Wir schreien das betäubende Schweigen heraus
Wir haben Angst davor, Stolz zu sein
Angst, die Wahrheit zu sprechen
Wir, die verachtungswürdigen Deutschen
Die guten Deutschen, die nichts gesagt haben

Falls die Welt, jemals den Mut findet uns zu vergeben
Werden wir den Mut finden, in das Schweigen zu sprechen
Und wir, die schweigenden Opfer, werden sagen
Wir vergeben euch auch
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